Lady Kamala

Weitere Worte zu mir

„ … verus amicus […] est […] tamquam alter idem …“

„Ein wahrer Freund ist gleichsam ein zweites Selbst… – und umgekehrt!“

Cicero

Mein Alter Ego war viele Jahre eine Frau mit intensiver Geschichte, aber ohne Namen.
Mit Mitte 20 trieb mich die Neugier an verschiedene Plätze an denen Sexualität ein Thema war. Zuerst mit der überheblichen Unsterblichkeit der Jugend, später mit der Sehnsucht nach Erfüllung, die schon weiß, dass wir endlich sind, aber stets mit dem Interesse an eigener Entwicklung und der Gewissheit, dass das, was dort passierte, heilsam für mich und andere wirken kann. Das war noch lange bevor Tantra für mich irgendetwas anderes war als ein Wort unter dem ich mir spirituellen Sex vorstellte.

Die BDSM-Szene der 1990er und 2000er Jahre war für mich ein Spielfeld, das ich in vielen verschiedenen Rollen bewohnt habe und das – gegen das was man heute liebevoll kinky nennen mag – recht rigide und traditionell erscheint.
Nach einer zugegeben sehr kurzen Vanilla-Zeit – die nach meinem ersten Besuch im damalig angesagten Mannheimer Connexion genaugenommen keine 5 Stunden andauerte – fand ich mich als ernsthaft-devote Gespielin und Partnerin eines einige Jahre älteren und SM-erfahrenen Mannes wieder, in dessen Begleitung ich nach selbst durchlebter Submission auch auf der dominanten Seite die ersten Spielversuche wagte.
Neben vielen Gefühlsverwirrungen, 24/7-anmutenden Zuständen, toxischen Beziehungsdramen und einem längeren Kampf mit allen möglichen hochpoppenden Altlasten – von denen ich damals noch rein gar nichts bewusst bearbeitet hatte – war mit dieser traditionell-devoten Rolle doch ein Anfang gemacht.
Mit wiedererlangter Freiheit und Autonomie und in Begleitung eines neuen, weniger dramasüchtigen Lebensgefährten, gründete ich in neuer dominanter Leichtigkeit mit Freunden die private Spielelocation G7, die uns und vielen Gleichgesinnten 5 Jahre lang Patyort, Fetischheimat und Austauschplattform sein durfte. Das war zu Beginn des neuen Jahrtausends, als das Internet noch nicht alles hergab, SM-Spiele noch lupenrein sein mussten und keine mainstreamig tolerierten rollen- und richtungsübergreifenden Ambitionen zeigten – der Tantra-BDSM-Gender- Swinger-Hybrid war quasi erst in den Startlöchern. 🙂


Mit Beginn meiner Tantraausbildung und dem Bau des ANIMA*HAUSES waren Zeit und Raum verändert und bedeuteten für meine Spielerleidenschaft eine lange Auszeit.
Zum Einen weil für das G7-Team der Mietvertrag auslief und wir sehr schönen Zeiten keine zwanghaft Erhaltenden anhängen wollten, zum Anderen weil die Offenheit der Menschen, die ich im Tantra traf, sich für mich, was bizarre Sexpraktiken betrifft, nicht nach wohlwollender Toleranz anfühlten.
Offenheit und Annahme, Nichtwerten und Nichtwiderstreben schien nicht für alle Themen und Menschen gleichermaßen zu gelten.
Dies bemerkte ich verwundert bei vielen tantrischen Seminarleitern wie auch an ihren Bewusstheit und Liebe suchenden Teilnehmern.
Oft höre ich von heutigen Teilnehmern wie erleichternd sie es finden, dass sie im Tantra so sein dürfen wie sie sind – für mich stellte sich das damals anders dar – mit Beginn der Tantrazeit lebte ich in Erstverschlimmerung des Andersseins als Andere, fühlte mich oft fremd und wenig angenommen, wenn es um meine wirklichen Themen ging.
Das Trauma meiner Kindheit musste erneut durchfühlt und zu einem heilsameren, erwachsenen Abschluss gebracht werden.
Anderen ihre Meinung, ihre Ängste und Befindlichkeiten zu lassen, ohne es ständig abwertend mit mir in Verbindung zu bringen und nicht mehr darunter zu leiden, ganz ich zu sein, war ein wichtiger Weg.

Darf eine Tantralehrerin auch BDSMlerin sein?
Wie viel Freiheit und Abendteuer bizarrer Art verträgt das Neotantra?
Wieso will niemand anerkennen wie heilsam bizarre Spielepraxis als therapeutisches Mittel sein kann?
Zugunsten meiner Ausbildung und der Beschäftigung mit den Basics des Tantra hatte ich mich nach einigen Jahren schon sehr an ein Leben ohne BDSM-Kontext gewöhnt, als Maya zuerst als Kundin, dann als Freundin, sowie als Gleichgesinnte BDSMlerin mit ihrer Frau Amrûniel mein Leben bereicherte.
Ohne die beiden hätte ich vor einigen Jahren den Schritt nicht so freudig gewagt, das zu tun, was ich am meisten liebe – die Dinge zu verbinden und somit Tantra&BDSM auch anderen zugänglich zu machen.
Mit meiner eigenen Öffnung entwickelten sich auch die einstmals kontroversen Szenen weiter, als ein Spiegel meiner Selbst.
Aus ganzem Herzen bin ich König und auch Diener!
Mit voller Begeisterung sexueller Rollenspieler und heilender Ritualist!
Gerne bin ich der regelstrenge BDSM-Dinosaurier neben Energiearbeiterin und Bondageliebhaberin Kinky-Maya!
Heilung und Autentizität fand ich im Tantra. Sicher zu Spielen, mich in mein Gegenüber einzufühlen und Rituale zelebrieren aber, habe ich in der SM-Szene gelernt.
Beides endlich zu verbinden, haben mich meine Freunde gelehrt. Danke für meine erneute Verbindung zum zweiten Selbst, das seitdem einen Namen hat.


Tantra und BDSM passen bestens zusammen. Wie Sex und Energie, wie Erfüllung und Erkenntnis.
Die Sehnsucht nach Liebe darf endlich zur Liebe werden und der Schatten darf sein Licht erkennen, aus dem er entstand und an das er heilend gebunden ist, bis er sich in ihm auflöst, wenn kein Stein mehr seine Dunkelheit begründet.